top of page
  • Facebook
  • Instagram
AutorenbildMichaela Eisenschmid

"Butter bei de Fische"

Wie geht es weiter mit der Landjugend Frieding?


Die Gemeinderatssitzung am 17.05.22 war wie eine kleine Premiere: zum allerersten Mal seit der Wahl im Corona-Jahr 2020 fand sich der Gemeinderat im Rathaussaal zur Sitzung ein. Sichtlich genossen die Räte die Sitzung ohne Maske, obwohl sich die Nähe zum Sitznachbarn für die meisten noch ungewohnt anfühlte. Und gerade bei dieser besonderen Sitzung war der Saal um kurz vor 19 Uhr schon brechend voll mit Besuchern. Die junge Zuhörerschaft erstreckte sich bis in den Flur hinaus und auch auf den Fensterbänken fanden einige Besucher noch die letzten Plätze.


Copyright: Landjugend Frieding e.V.



Nur eine Bankreihe blieb leider leer: die der Pressevertreter.


Und weil sich bereits zu Beginn der Sitzung, die in Vertretung vom 2. Bürgermeister Robert Klier geleitet wurde, eine ganz besondere Stimmung abzeichnete, beschloss ich spontan, einen Artikel darüber zu schreiben. Einfach deshalb, weil die hochmotivierte Jugend Friedings eine Berichterstattung verdient hat.


Nachdem der 2. Bürgermeister Robert Klier die Sitzung eröffnete, war man schnell beim wichtigsten Tagesordnungspunkt des Abends: der Konzeptvorstellung der Landjugend Frieding.


1. Vorstand Alexander Wertatschnik begrüßte die Anwesenden und stellte dem Rat seine Mitstreiter vor: Valentin Schaumberger, 1. Kassier und Tobias Bauert 2. Vorstand der Landjugend. Unterstützt wurde das Trio ‚vom Groß Johannes‘, Bezirksvorstand der Jungbauernschaft, der sich sympathisch bayrisch mit dem Nachnamen zuerst vorstellte.

Nach der Begrüßung von Wertatschnik und einer Übersicht der Eckdaten des Vereins und der Aktivitäten der Landjugend, übergab er das Wort an Valentin Schaumberger, der die vorläufigen Pläne der Jugendarbeit in Frieding vorstellte. Moderner soll sie werden und professioneller. Schaumberger listete stolz die Qualifikationen der Mitglieder auf, die sich über Ada-Scheine (Ausbildereignung), Übungsleiterausbildungen, Juleica-Qualifikation bis hin zu fundierten pädagogischen Kenntnissen erstreckt. Schaumberger stellte für die Zukunft das Angebot an Seminaren der Jungbauernschaft in Grainau für die Mitglieder in Aussicht und bat um eine Arbeitssitzung mit Jugendreferentin Judith Birken und Gemeinderat und 3. Vorstand der LJ Christian Pfänder, mit dem Ziel gemeinsam mit Jugendring und Jungbauernschaft ein Konzept für die Jugendarbeit zu erarbeiten.


Johannes Groß von der Jungbauernschaft stellte den Dachverband dem Gemeinderat vor. Der Verband betreut 42 Landjugenden in ganz Oberbayern und insgesamt 3.000 Landjugendliche. Die Ortsverbände haben Mitgliederzahlen zwischen 20 und 350. Der Verband beschäftigt 15 Mitarbeiter und ist in Form einer Bundesjugendreferentin auch in Berlin vertreten. In drei verschiedenen Arbeitskreisen werden politische Themen behandelt: von Jugend- und Gesellschaftspolitik, über landwirtschaftliche Themen wie der Düngemittelverordnung bis hin zur Organisation der Jungwinzer in Unterfranken.


Was Groß einfach nicht mehr hören kann ist die Aussage: „Das ist ein Verein, wo’s nur ums Saufen geht.“


Diese Zeiten sind laut Bezirksvorstand Groß längstens vorbei. Skifreizeiten, Pflanzenbauschulungen mit dem Erzeugerring und Agrar- und Bildungsreisen sind nur einige Beispiele, die mit dem tradierten Klischee nichts zu tun haben. Ganz im Gegenteil: die Jungbauernschaft arbeitet eng mit dem Kreisjugendring zusammen, die tolle Konzepte und Informationen über Fördermöglichkeiten für Landjugendräume bereitstellen.

Im Anschluss wurde vom 2. Landjugendvorstand Tobias Bauert das Raumkonzept vorgestellt. Gemeinsam mit 2. Bürgermeister Robert Klier und Gemeinderat Martin Strobl war im Vorfeld Flächenbedarf und Raumplanung besprochen worden. Zunächst einmal standortunabhängig. Insgesamt kam man auf rund 85 qm welche die Flächen für Küche, Spielgeräteraum, Aufenthaltsraum und neben Räumen wie Abstellraum, Speise und Toilettenanlagen umfassen. Nicht zu vergessen die dazugehörigen Verkehrsflächen.


Auch in puncto Investition und Finanzierung zeigte sich Bauert gut vorbereitet: „Wir sind absolut willens viel Eigenleistung einzubringen um die Kosten gering zu halten. Wir bräuchten nur Hilfe bei den Materialkosten.“


Er verwies auf die anderen Burschenvereine in Machtlfing und Erling, die seinerzeit auch Unterstützung von der Gemeinde erhalten hatten. Für die Finanzierung brachte Bauert eine Spendensammlung ins Spiel, sowie die Ausnutzung von Fördermitteln. Mit den beiden zentralen Fragen des Abends, beschloss Alexander Wertatschnik die Vorstellung:


Wo und wie lange wird die Landjugend einen Raum betreiben können? Wie wird die Unterstützung durch die Gemeinde aussehen?


Robert Klier bedankte sich für die gelungene Vorstellung und eröffnete daraufhin die Fragerunde für das Gremium.

Markus Schmolz (Bürgergruppe) machte den Anfang und regte an, dass sich die Landjugend für die Finanzierung auch um Stiftungsmittel, zB. Von der Sparkassenstiftung bemühen könnte.

Beim nächsten Wortbeitrag von 3. Bürgermeister Christian Kaiser (SPD) war ein leiser Appell spürbar: „Allein hier am Ratstisch sitzen sechs, teils ehemalige, teils aktuelle Landjugendvorstände.“ Der Friedinger bedankte sich für die detaillierte Konzeptvorstellung und traf mit seiner gut überlegten Frage direkt ins Schwarze: „Wie stark verankert ist die Landjugend Frieding im Ort und wie stark ist das Engagement und die Mithilfe bei sämtlichen Aktivitäten auch anderer Vereine?“ Alexander Wertatschnik brauchte nicht eine Sekunde zum Nachdenken: „Wir verleihen viel Equipement und leisten viel Mithilfe und Arbeitsleistung bei sämtlichen Veranstaltungen.“ Weiters wollte Christian Kaiser wissen, wie stark die Verbindung zum Vereinsheim ist. Schaumberger führte aus, dass die Landjugend einer von 3 Trägervereinen des Vereinsheims ist und bei Renovierungsarbeiten in der Vergangenheit mit guter Mannstärke vertreten war. „Teilweise waren bis zu 40 Landjugendmitglieder zum Helfen da. Wir sind ein großer Verein und stark in Frieding verwurzelt.“


Am kritischsten an diesem Abend trug Peter Schmaderer (Bündnis 90/Die Grünen) seine Fragen an die Landjugend vor. Zum einen meinte er einen Fehler in deren Satzung gefunden zu haben: „In §2 der Satzung fehlt mir beim Vereinszweck die Jugendarbeit. Ich empfehle eine Satzungsänderung.“ Weiterhin wollte er wissen, wie hoch der jährliche Mitgliedsbeitrag sei, denn auch den finde er nicht in der Satzung des e.V.s. Der 3. Vorstand und Gemeinderat Christian Pfänder (Bayernpartei) beantwortete die Frage: 15 Euro jährlich seien zu entrichten. Schmaderer bohrte weiter und wollte wissen, wieviel davon künftig an den Dachverband der Jungbauernschaft gehe, dem man sich aktuell angeschlossen hatte. Er erhielt die Antwort von Johannes Groß, dass pro Mitglied 9,50 Euro an die Jungbauernschaft ginge. „Was bleibt denn da noch für den Verein?“ wollte Schmaderer wissen. Pfänder klärte auf: die Erträge aus Mitgliedsbeiträgen waren immer schon ein Null-Summenspiel, da damit auch Kosten wie zB. die Eventversicherungen beglichen worden waren. Schmaderer war noch nicht ganz fertig: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ihr ohne einen Bezirksverband gar nicht zum Kreisjugendring dazu gehen könnt, wie im Konzept immer ausgeführt wird. Mir fehlt die offene Jugendarbeit.“

Markus Schmolz konnte durch eine einfache Methode Licht ins Dunkel bringen. Mit ein paar Klicks fand er via Internetrecherche heraus: „Die Landjugend Frieding hat sich der Jungbauernschaft angeschlossen. Und die Jungbauernschaft ist wiederum in der Mitgliederliste des Kreisjugendrings Starnberg gelistet.“


Christine Hirschberger (Bürgergruppe) lobte das mitreißende Engagement der Landjugend und interessierte sich dafür, ob in der Vergangenheit bereits Aktivitäten mit dem Kreisjugendring stattgefunden hätten. Dies wurde von Wertatschnik zwar verneint, aber es seien konkrete Pläne dafür da.

Einen emotionaleren Vortrag steuerte Florian Frey (CSU) bei, dem die Landjugend sehr am Herzen liegt: „Ich schätze die Landjugend sehr und will auch für euch kämpfen. Keiner will euch auf die Straße setzen! Aber ich wünsche mir wirklich eine bessere Kommunikation.“ Er war in der jüngsten Vergangenheit regelmäßig überrascht und auch enttäuscht über Rauswurfgerüchte, so Frey.

Nun meldete ich, Michaela Eisenschmid (Bürgergruppe) mich zu Wort. In Anknüpfung an die Worte Frey’s warb ich um etwas Verständnis für die Jugendlichen: „Es stimmt, dass nie gesagt wurde, dass die Landjugend auf die Straße muss. Aber bisher wurde auch noch keine Aussage dazu getroffen wo sie bleiben können. Daher sind sie natürlich nervös geworden.“ Ich lobte des Weiteren die Vorleistung der Verantwortlichen bei der Planung für die professionellere Jugendarbeit. „Ihr wollt nicht einfach Vorschusslorbeeren, sondern geht aktiv in Vorleistung.“ Und einen Kommentar konnte ich mir leider nicht verkneifen: „Herrn Schmaderer‘s Frage nach den Mitgliedsbeiträgen hat mich amüsiert: ich denke, selbst wenn die 9,50 Euro für den Dachverband noch oben drauf kämen, würden die Eltern dies gern übernehmen, wenn ihre Kinder dafür abends im Dorf bei der Landjugend bleiben können und bei den Spritpreisen nicht durch die Gegend fahren müssen.“ Ein paar Zuhörer lachten und der Friedinger Gemeinderat Christian Kaiser (SPD), Vater zweier jugendlichen Töchter, nickte zustimmend.


Auch beim nächsten Wortbeitrag von Martin Strobl (CSU) spürte man förmlich wie wichtig ihm der Friedinger Verein ist: „Wer sagt denn dass wir das alte Feuerwehrhaus verkaufen? Noch ist nichts verkauft und falls wir doch verkaufen müssen, dann landet ihr sicher nicht auf der Straße. Nicht solange ich Gemeinderat bin.“ Das kam von Herzen und Strobl warb weiter für etwas Geduld und bat darum, Ruhe in die Angelegenheit kommen zu lassen.


Die Positionen waren somit klar und nun nahm die Diskussion Fahrt auf:

Schön und gut, fand Christian Kaiser (SPD). Aber da der Verkauf der alten Feuerwehr nun einmal im Haushalt 2022 steht, aber keine Finanzmittel für die Landjugend vorgesehen sind, versteht er die Unsicherheit der Jugend.


Jetzt sei endlich Zeit für „Butter bei de Fische!“, so 3. Bürgermeister Christian Kaiser. „Wir müssen in die Gänge kommen und endlich einmal Stellung beziehen.“


Die Planlosigkeit bei den beiden Feuerwehrhäusern, sowie bei anderen gemeindlichen Projekten möchte er sich nicht mehr recht viel länger anschauen.


Auch Christian Pfänder (Bayernpartei) stoß ins selbe Horn: „Jetzt müssen wir planen. Und nicht erst in 6 Monaten.“ Auf einen Missstand wies Pfänder auch noch hin: „Ich freue mich, wenn wir im Landjugendraum bleiben dürfen, aber ich muss nochmal mit Nachdruck anmerken, dass der Raum sanierungsbedürftig ist und nie barrierefrei sein wird.“ In Anknüpfung an Schmaderer’s Kritik zum Vereinszweck, las Pfänder noch den §2 Nr. 7 der aktuellen Satzung vor, der die Jugendarbeit als Vereinszweck vorsieht.

Judith Birken (Bündnis 90/Die Grünen), früheres Landjugendmitglied, ließ Erinnerungen an Ihre Landjugendzeit Revue passieren und merkte an: „Als Jugendreferentin im Gemeinderat ist mir die Jugendarbeit sehr wichtig. Findet derzeit denn echte Jugendarbeit statt? Früher gab es nur eine Hüttenfahrt und einen Partyurlaub. Welche Angebote gibt es denn für Mitglieder, die nicht nur feiern wollen?“.

Einmal mehr verwies Alexander Wertatschnik auf die aktuellen, vielfältigen Termine im Jahreskalender und auf die geplante professionellere Jugendarbeit mit den Verbänden, für deren Konzeption die Mithilfe von Frau Birken sehr erwünscht ist. "Früher gab es noch etwas weniger Angebot." räumte Wertatschnik ein. Das soll sich künftig ändern.


Vor den beinahe 25 Zuhörern forderte Stefan Dorn (CSU) zum Schluss die Abänderung der Beschlussvorlage: „Ich hätte gerne einen Termin mit in den Beschluss aufgenommen, damit zeitnah nach Flächen gesucht wird und auch mit den Friedinger Vereinen und der Feuerwehr über Lösungen gesprochen wird.“


Auch Robert Klier (Bürgergruppe) war für die Konkretisierung der Beschlussvorlage und sah die Verantwortung nun bei der Gemeinde.

Als weitere Unterstützerin des Vorschlags meldete sich Christine Hirschberger (Bürgergruppe) zu Wort. Auch ihr war die Beschlussvorlage zu schwammig.


„Wir haben einfach kein Konzept für das Feuerwehrhaus. Die Gemeinde muss nun einfach durchs Dorf gehen und nach Lösungen suchen.“


Wenn es mehrere Alternativen gäbe, solle eine systemische Standortanalyse mit Vor- und Nachteilen gemacht werden.


Der 2. Bürgermeister und Sitzungsleiter in Vertretung, Robert Klier machte den Sack dann endlich zu und formulierte:


Die Verwaltung wird beauftragt, innerhalb von 2 Monaten nochmals mit dem Vorstand der Landjugend Frieding, dem Feuerwehrvorstand, den Kommandanten und den zuständigen Referenten Gespräche über die Standortfrage und das weitere Vorgehen zu führen.

Der Beschluss fiel einstimmig aus.


Einigermaßen beruhigt konnten die Friedinger Jugendlichen hoffentlich den Ratssaal verlassen, denn der Rückenwind aus dem Gremium war überdeutlich spürbar.



Michaela Eisenschmid


 

Michaela Eisenschmid - m.eisenschmid@buergergruppe-andechs.de




1.086 Ansichten
bottom of page